30. August 2018Schleswig-Holstein wieder artenreich und blütenbunt zu machen, mit diesem Ziel ist im September 2010 das Naturschutzprojekt LIFE-Aurinia der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein an den Start gegangen. Die Experten zogen auf der international besetzen Abschlussveranstaltung des von der EU geförderten Projektes in der Akademie Sankelmark, Kreis Schleswig-Flensburg, Bilanz: Die 14 Projektgebiete sind zu wahren Hot Spots der Artenvielfalt in Schleswig-Holstein geworden. Viele seltene Arten haben sich wieder eingestellt. Sogar die Rückkehr des Goldenen Scheckenfalters von Dänemark über die Grenze zurück nach Schleswig-Holstein ist in fünf Gebieten des Stiftungslandes gelungen.
Dafür hat das Team der Stiftung Naturschutz um Antje Walter als Projektleiterin jede Menge getan. Mehr als 112.000 Pflanzen wurden aus Wildsamen gezogen und in 14 ausgewählten Projektgebieten ausgepflanzt. Im Mittelpunkt stand dabei der Teufelsabbiss – die Nahrungspflanze des Goldenen Scheckenfalters – und die in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohte Niedrige Schwarzwurzel. Zusammen mit weiteren seltenen Pflanzen, wie Arnika, Heidenelke und Klappertopf, haben sie die Flächen wieder blütenbunt gemacht und dafür gesorgt, dass es dort summt, brummt und quakt. Die neuen bunten Wiesen pflegen Robustrinder, halbwilde Pferde und Ziegen.
In Volieren hat der Schmetterlingsexperte Dr. Detlef Kolligs den seit den 1990er Jahren bei uns als verschollen geltenden Goldenen Scheckenfalter nachgezogen und 1.300 Schmetterlinge und 100.000 Raupen ausgesetzt. „Die wiedergewonnene Blütenvielfalt hat aber auch die Ausbreitung weiterer Raritäten, wie den Lilagold-Feuerfalter, den Mittlere Perlmuttfalter, das Ampfer-Grünwidderchen, aber auch die Heidelerche und Knoblauchkröte gefördert“, erklärt Kolligs. „Denn anders als der Projektname Aurinia, also die lateinische Bezeichnung für den europaweit streng geschützten Scheckenfalter, vermuten lässt, ging es bei diesem Naturschutzprojekt immer darum, ganze Lebensräume aufzuwerten, seltene Pflanzen wieder zu etablieren und zahlreichen anderen Insekten neue Lebensräume anzubieten. Dabei standen nährstoffarme Lebensräume, wie Heidelandschaften und Borstgrasrasen, aber auch Feuchtwiesen im Mittelpunkt. Sie sind in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft wegen hoher Nähstoffeintrage aus der Landwirtschaft und die Stickstoffdusche aus der Luft besonders gefährdet“, sagt Antje Walter.
Von den 14 für die Rückkehr des Goldenen Scheckenfalters vorbereitet Gebieten, zeigten sich im Laufe des Projekts sieben als besonders geeignet für eine Wiederansiedlung. „In den Projektgebieten Lütjenholm, Nordoe, Reesholm, Löwenstedter Sandberge und Geltinger Birk hatten wir Erfolg, hier hat sich der Falter zum Teil seit mehreren Jahren wieder vermehrt und neue Generationen begründet. Natürlich kümmern wir uns auch nach Projektende weiter intensiv um die Gebiete. Denn das Pflege-Management der nächsten Jahre ist entscheidend, um unsere tollen Erfolge dauerhaft zu sichern“, sagt Walter.
Von den Maßnahmen profitieren aber nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch wir Menschen. So ist beim Beispiel Lütjenholm bei Bargum heute eine Dünenlandschaft mit allen Sinnen zu erleben. Wege führen durch die Heide, auf denen man außer Tagfaltern auch viele Bienenarten entdecken kann. So kann eine Maßnahme aussehen, die dem Trend des Insektensterbens etwas entgegen setzt.
Das Projekt erfuhr eine bundesweite Beachtung, strahlte auch in weitere europäische Länder aus und wurde als positives und Mut machendes Beispiel für Insektenprojekte gelobt.
Im Zuge des Projektes flossen Gelder aus Brüssel nach Schleswig-Holstein, wovon rund 180 Unternehmen profitieren konnten.