Aus trocken wird nass
In einigen Projektgebieten ist die Reaktivierung des natürlichen Wasserhaushaltes geplant. Dazu werden künstliche Entwässerungseinrichtungen, wie Gräben und Drainagen verschlossen. Ehemals wechselfeuchte Senken können so wieder zu einem wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen werden. Senken, die durch Ackerbau oder Verfüllung mit Sand verschwunden sind, werden wieder hergestellt.
Sonne satt
Der Goldene Scheckenfalter benötigt, um wieder dauerhaft heimisch zu werden, offene, weitgehend baumfreie Landschaften. Um Trocken- und Feucht Heiden zu fördern, die für ihn lebensnotwendig sind, müssen Gebüsche und Baumgruppen ausgelichtet werden. Kartoffelrosen, Brombeeren und Baumsämlingen werden zurückgeschnitten oder gemäht. Besonders erfolgreich bei der Unterdrückung von unerwünschtem Gehölzaufwuchs ist der Einsatz von Ziegen. Dennoch sind Fällungen manchmal nötig, wenn beispielsweise seltene Binnendünen unter standortfremden oder nicht heimischen Gehölzen wie Fichten oder Spätblühender Traubenkirsche verschwunden sind. Ersatzpflanzungen werden dann an anderer Stelle ausgeführt.
Mit Feuer und Flamme
Heideflächen sind auf Pflegemaßnahmen angewiesen. Ohne diese würden sie vergrasen, verbuschen und sich hin zum Wald entwickeln. In der traditionellen Landschaftspflege unterstützte man die Verjüngung der Heide mit Hilfe von kontrolliertem Brennen. Kleinflächig werden im Projekt überalterte Heideflächen samt der Streuauflage abgebrannt. Der Effekt und die Wirkung halten zwar nur einige Jahre an, fördern aber die aus der freigelegten Samenbank sprießenden Heidekeimlinge und verbessern deren Vitalität. Erfahrungen aus einem deutsch-belgischen EU-LIFE-Projekt belegen, dass auch die vom Goldenen Scheckenfalter als Nektarpflanze begehrte und sehr seltene Arnika durch diese Heideverjüngung profitiert. Durch das Brennen kommen kaum Tiere zu Schaden, da bereits in wenigen Zentimetern Tiefe die Temperatur selten mehr als 40° bis 50°C beträgt. Die Einsätze erfolgen im Projekt in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitgruppe Feuerökologie von Prof. Goldammer am Max-Planck-Institut für Chemie in Freiburg.
Pioniere voran
Unbewachsene und offene Bodenstellen sind für zahlreiche selten gewordene Pflanzen wichtig. Dabei wird der nährstoffreiche Oberboden abgetragen, um Offenbodenstellen auf sandigen Kuppen und in wechselfeuchte Senken zu schaffen. Erstbesiedler, darunter selten gewordene Arten wie Filzkraut und Borstige Schuppensimse, können dann aus der offen gelegten Samenbank zum Vorschein kommen und keimen. Auch Nahrungs- und Nektarpflanzen für den Goldenen Scheckenfalter gedeihen dort gut. Der abgetragene Boden erfüllt meist noch einen guten Zweck und wird zum Verfüllen von Drainagen und zum Verschluss von Gräben genutzt.
Qualität vermehren
Viele Projektflächen haben gute Voraussetzungen, um sich zu blütenreichem Grünland zu entwickeln, das für die Wiederansiedlung des Goldenen Scheckenfalters nötig ist. Die gewünschte Artenvielfalt ist jedoch durch die vorangegangene landwirtschaftliche Nutzung großflächig nicht mehr vorhanden Mit Hilfe sogenannter Mahdgutübertragung verbessert man die Artenvielfalt wieder. Dafür werden geeignete Stellen, sogenannte Empfängerflächen, gefräst und das Mahdgut, das auf artenreichen Spenderflächen geerntet wurde, direkt auf dem frisch vorbereiteten Boden ausgebracht. Die Bearbeitung des Bodens hilft konkurrenzschwächeren Arten beim Keimen und Wachsen. Bei weit entfernten Spenderflächen kommt das zertifizierte Heudrusch®-Verfahren zum Einsatz. Hierbei wird das Mahdgut zur Drusch abtransportiert. Die gedroschene Saat kann direkt ausgesät oder auch bis zu einem späteren Zeitpunkt eingelagert werden.
Wer Vielfalt sät, wird Vielfalt ernten
Der Goldene Scheckenfalter braucht eine ausgewogene Zusammensetzung von Nahrungs- und Nektarpflanzen. Deshalb wird an geeigneten Stellen die entsprechende Saat gesammelt. Reicht dieses nicht aus, wird Saatgut regionaler Herkunft, sogenannte Regio-Saat angekauft. Diese Samen werden zum Teil lokalem Mahdgut vor der Ausbringung beigemischt, manchmal aber auch von Hand auf den vorbereiteten Flächen ausgesät.
Auspflanzungen
Der Goldene Scheckenfalter hat je nach Entwicklungsstadium unterschiedliche Präferenzen, was seine Nahrung angeht. Seine Raupen leben in Schleswig-Holstein vorwiegend am Teufelsabbiss (Succisa pratensis). Während der Flugzeit benötigt der Schmetterling zudem ein ausreichendes Angebot an Nektarpflanzen. Vorzugsweise werden gelbblühende Pflanzen wie zum Beispiel Arnika (Arnica montana) und Schwarzwurzel (Scorzonera humilis) angeflogen. Unterstützend zur weiteren Verbreitung der Futterpflanzen wird vor Ort die entsprechende Saat gesammelt und zur Anzucht von Topfpflanzen verwendet. Ein Großteil der Topfkulturen wird dann im Folgejahr in den Projektgebieten ausgepflanzt. Die kräftigen Setzlinge vom Teufelsabbiss bringen oft schon im gleichen Jahr ihre erste Saat hervor, sodass sich er sich an Ort und Stelle weiter verbreiten kann. Ein Teil der Topfpflanzen bleibt zur Anzucht von sogenannten Mutterpflanzen in den Gärtnereien.